Was ist ein Anteil?
Ein Anteil ist ein Aspekt unseres Geistes. Ein Anteil fühlt, denkt und handelt. Wir sind ein Vieles.
Wer kennt die Situation nicht. Man steht vor dem Kühlschrank. Eine Stimme in uns sagt: "Iss den Käse, das hast du dir nach dem heutigen Tag verdient." Eine andere Stimme meldet sich: "Nein, auf keinen Fall. Sieh dich an! Zu fett! Zu schwer! Mach besser Sport!"
Diesen oder ähnliche Konfliktdialoge haben wir immer wieder in uns. Sie sind Teil unseres Geistes. Die Teiletherapie oder die Partstherapy (siehe auch www.soul-parts.ch) geht davon aus, dass unser Geist aus vielen Anteilen besteht. Gehen wir unserer Arbeit nach, leben wir die Rolle "Arbeitnehmer". Sind wir im Gespräch mit unserem Partner, stülpen wir uns den Hut "Partner" über. Je nachdem, welche Rolle wir innehaben, denken, fühlen und handeln wir unterschiedlich. Genauso, wie ein Schauspieler seine Rolle spielt.
Stell dir unsere Anteile wie eine Innere Familie vor. Jedes Familienmitglied tut etwas für dich. Der eine Anteil generiert Freude, ein anderer Leichtigkeit. Andere Anteile generieren Traurigkeit oder auch Wut.
Gewisse Anteile können sich auch zusammentun, kommunizieren untereinander oder stehen sich gegenseitig eher im Weg. Machen sich gewisse Anteile komplett selbständig oder spalten sich vom Rest unseres Geistes ab, dann spricht man von Psychosen, wie zum Beispiel bei einer Persönlichkeitsstörung.
Beschützende Anteile
In gewissen emotionalen Lebenssituationen können auch beschützende Anteile gebildet werden. Sie haben die Funktion, die Person in Zukunft von ähnlichen Situationen zu beschützen.
Ein Beispiel:
Ein Mädchen, nennen wir sie Petra, spielt mit einer Kollegin am Bach. Plötzlich rutscht Petra aus und fällt in den Bach und ertrinkt beinahe. Ein Erwachsener kann sie im letzten Moment aus dem Bach ziehen. Das Unterbewusstsein von Petra speichert solche lebensbedrohlichen Momente ab und bildet daraus einen Schutzmechanismus. Dieser Anteil oder Schutzmechanismus kann im Verlauf des Lebens immer wieder aktiviert werden. Hat Petra später Schwimmunterricht, ist es gut möglich, dass dieser Anteil aktiviert wird und Petra zum Beispiel Kopfschmerzen verursacht, damit sie vom Schwimmunterricht fernbleiben kann.
Beschützende Anteile lösen immer wieder Stress im vegetativen Nervensystem aus. Sie aktivieren entsprechende Stresshormone und diese können über eine längere Zeit hinweg Schäden an Organen oder am Körper verursachen. Es entstehen psychosomatische Symptome. Solche Effekte sind unerwünscht.
Beschützende Anteile können auch therapeutische Sitzungen "stören" und gewünschte Transformationen verhindern. Therapeuten sprechen oftmals vom sogenannten Sekundären Krankheitsgewinn. Genau genommen ist es aber kein Krankheitsgewinn sondern eben eher ein Schutzmechanismus eines beschützenden Anteils des Geistes und im Wirkungsprinzip etwas Nützliches.
Wie man beschützende Anteile zur Transformation nutzt
Beschützende Anteile können von einem guten Therapeuten erkannt werden.
5 mögliche Anzeichen für beschützende Anteile:
- Klienten sprechen in Sätzen wie "Ich möchte ja schon eine Veränderung, aber...".
- Klienten wirken verkopft und haben eher Mühe ins Gefühl zu kommen oder eine Emotion zuzulassen.
- Klienten sagen von sich aus: "Ich bin ein Kontrollfreak. Ich habe Angst vor Kontrollverlust."
- Sitzungen haben zuerst einen gewissen Erfolg. Klienten fallen aber bald wieder in ein scheinbar selbst manipulierendes Programm zurück.
- Klienten entschuldigen sich dauernd für irgend etwas und fühlen rasch Scham.
Beschützende Anteile kann man nicht nur erkennen, man kann sie dazu motivieren, eine Transformation zu unterstützen! Folgende Tipps können helfen, eine Session wesentlich erfolgreicher zu gestalten:
Erkläre Klienten das Prinzip von beschützenden Anteilen
Wenn Klienten verstehen, dass ihre Symptome vom Körper als Warnsignal geschickt werden und nicht böse gemeint sind, können entsprechende Symptomatiken eher akzeptiert werden und verursachen so bereits weniger Stress. Wer gegen sich selbst oder seinen Körper kämpft, wird eher verlieren. Aussagen wie: "Ich kämpfe gegen meine Angst" oder "Ich kämpfe gegen meine Krankheit" sind darum eher kontraproduktiv für eine Transformation. Ein respektvolles und wohlwollendes Hinschauen ist der erste Schritt zur Heilung.
Den Anteil wertschätzen
Einen Schritt weiter geht man als Therapeut, wenn man den beschützenden Anteil wertschätzt. Dies erreicht man durch die direkte Ansprache des Anteils, wenn er sich bemerkbar macht. Verschränkt zum Beispiel der Klient seine Arme vor dem Körper und wendet sich vom Therapeuten ab, ist folgender Satz hilfreich: "Ich bemerke, dass bei dir ein beschützender Anteil aktiv ist. Ich möchte, dass dein Anteil weiss, dass ich das respektiere und seine Funktion des Schutzes wertschätze. Lieber Anteil von XY, du machst einen tollen Job und ich möchte, dass du weisst, dass diese beschützende Funktion von mir respektiert wird. Danke, dass es dich gibt!"
Das mag für den Klienten zuerst befremdlich wirken. Das Unbewusste reagiert auf einen solchen Dialog jedoch sofort. Es wird automatisch eine Entspannung eintreten und die Klienten können sich so besser den Emotionen öffnen.
Den Anteil direkt motivieren zur Transformaton beizutragen
So wie ein beschützender Anteil wertschätzend angesprochen werden kann, so können wir den Anteil auch direkt dazu motivieren, eine Transformation zu unterstützen. Am besten gelingt dies während einer Sitzung mit Trance / Entspannung. In diesem Zustand ist der Kritische Faktor, also der rationelle Anteil des Geistes, eher im Hintergrund und das Unbewusste hört besser zu. Folgender Satz kann bereits eine Transformation auslösen:
"Lieber beschützender Anteil von XY (Name des Klienten). Schön, dass es dich gibt und du XY seit so vielen Jahren beschützt. Du bist wichtig für XY. Ich weiss, dass du es gut meinst mit XY. Zu der Zeit, als du entstanden bist und vielleicht auch eine gewisse Zeit danach, war dein Schutz sinnvoll und angebracht. Heute jedoch verursacht dein Wirken bei XY auch gewisse Nachteile und Symptomatiken. XY leidet unter den Kopfschmerzen (an den Kunden anpassen), welche du als Schutz generierst. XY ist heute nicht mehr in der Gefahr, wie XY zur damaligen Zeit war. Heute ist XY sicher. Ich bitte dich darum, lieber beschützender Anteil, deinen Schutz und die damit einhergehende Symptomatik soweit zu reduzieren, wie es dir möglich ist. Einen Weg zu finden, XY weiterhin zu beschützen, ohne dabei die Kopfschmerzen (ändern) auszulösen. Ich bin sicher, es gibt für XY andere Wege, dich wahrzunehmen, wenn ein Schutz nötig ist."
Anschliessend mit dem Klienten abklären, wie in Zukunft die Schutzfunktion wahrgenommen werden könnte. Der Klient soll in den inneren Dialog und mit dem Anteil die neue Funktion absprechen. Es ist oftmals erstaunlich, wie schnell sich für Klienten ein neues Bewusstsein entwickelt, nicht nur für die Symptomatik sondern vor allem für den beschützenden Anteil.
Schlusswort
Wenn wir immer mehr erkennen, dass auch die schlimmsten Symptomatiken nichts anderes sind als Warnzeichen des Unbewussten und dass alle unsere Anteile des Geistes es gut mit uns meinen, ist ein erster grosser Schritt zur Transformation und zur Heilung gemacht. Beschützende Anteile können der Schlüssel zur Transformation sein. Es liegt an uns Therapeuten, unseren Klienten diese Ideen näherzubringen und ihnen so eine neue Sichtweise auf ihre Symptomatiken zu ermöglichen.
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